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Bangkok Einst und Jetzt
Dies ist eine der vielen Nebengeschichten in Bangkok, Einst und Jetzt:
DIE STRASSENBAHN

70 Jahre lang war die Straßenbahn das Hauptverkehrsmittel der Stadt. Jeder benutzte sie: Armeeoffiziere, Geschäftsleute, Leitende Regierungsbeamte, Ausländer, Touristen, Prinzen, Damen, sogar Kinder auf ihrem Weg in die teuren Privatschulen (heute undenkbar!).

Dabei waren die Straßenbahnen damals durchaus nicht bequem. Die Fenster hatten kein Glas, sondern nur Segeltuchrollos, die man zum Schutz vor Regen oder der Sonne herunterzog. Die Fahrer standen ebenfalls im Freien, während des Monsuns trugen sie Regenmäntel.

Die in einer langweiligen Khakifarbe gehaltenen Wagen waren funktional ausgestattet. Eine robuste Stoßstange hielt den Weg frei, vor allem von verirrten Wasserbüffeln, die auf dem Weg zum Schlachthof am Ende der New Road waren. An der Endstation löste der Fahrer einfach den Haltebolzen der schweren Eisenstoßstange und wuchtete sie für die Rückfahrt an das andere Ende des Wagens.

Die meisten Überfahrenen waren Straßenhunde, unachtsame Fußgänger, Gehörlose, Betrunkene oder opiumbenebelte Zeitgenossen. In den 1890ern überfuhr ein dänischer Schaffner aus Versehen sogar einen Tiger, der sich bei den Schlachthöfen herumtrieb.

Die Straßenbahnfahrer waren die Teufelskerle der Straße. Passend zur Farbe der Bahnen trugen sie Khaki, entweder Shorts oder lange Hosen mit schwarzen Streifen außen zur Unterscheidung von den Schaffnern. Die ersten Fahrer waren Ausländer, meist Dänen, aber bis 1900 hatten Thais den gutbezahlten Job übernommen.

Die Fahrer wurden streng kontrolliert, auf Unaufmerksamkeit standen hohe Bußgelder, wenn nicht sogar Entlassung. Selbst Gähnen im Dienst konnte zu einem Gehaltabzug führen. Leider zeigten diese Auflagen wenig Wirkung, besonders wenn es darum ging, zum Vergnügen einiger Fahrgäste und zum Schrecken anderer wie wild um die Ecken zu rasen. Alle 200 m gab es Ausweichstellen, so dass die Bahnen aneinander vorbei konnten, aber einige Fahrer machten sich einen Spaß daraus, bis zuletzt heftig bimmelnd und mit voller Fahrt auf die entgegenkommende Bahn zuzurasen, wobei sich beide dann oft nur um Zentimeter verfehlten. Fehleinschätzungen führten unweigerlich dazu, dass eine oder beide Bahnen entgleisten.

Obwohl ursprünglich nur als Warnsignal für Fußgänger gedacht, entwickelten sich die Fußglocken der Straßenbahnen bald zu einem kunstvollen Verständigungsmittel. Es war allgemeiner Usus, dass die Fahrer frenetisch auf die Fußhebel traten, um sich zu ärgern, zu grüßen und sogar Wetten für Pferderennen oder Boxkämpfe abzuschließen. Mancher verspielte mit ein paar Mal Bimmeln seinen gesamten Lohn.

Für die Fahrgäste gab es strikte Regeln. Männer mussten auch in der 2. Klasse wenigstens Hemd und Pakoma anhaben, Stinkfrüchte hatten wegen ihres Geruchs fest eingewickelt zu werden und Gepäck war nicht erlaubt, mit einer Ausnahme - Betel kauende Frauen durften ihren Korb mit Betelnüssen mitnehmen. Während des Zweiten Weltkriegs mussten die Damen in der 1. Klasse Hüte tragen, während sie in der 2. Klasse ohne Kopfbedeckung fahren durften. In den Wagen herrschte eine gesellige Atmosphäre und nicht selten entspann sich während einer Fahrt ein Flirt.

Es gab vier Hauptstrecken. Die längste (9 km) und beliebteste, die Linie nach Bangkolem, folgte von der Nordostecke des Wat Phra Kaew zunächst der Mauer nach Süden, bog dann nach Osten ab und folgte der New Road bis Thanon Tok. Eine Fahrt vom Wat Phra Kaew nach Bangkolem kostete in der 1. Klasse 24 Att und in der 2. Klasse 12 Att (24 Att = 1 Tikal, wie der Baht damals hieß). Da ungefähr 25 000 Fahrgäste die Linie täglich benutzten, hängten die Behörden bald an die Triebwagen einen zweiten Wagen an, um den Andrang zu bewältigen.

Die Samsen-Linie begann im Norden in Bangkrabu, lief auf der Samsen Road und durch die Stadt nach Süden, kreuzte dann in der Chinatown die Linie nach Bangkolem und endete am Paknam-Bahnhof an der Rama IV Road. Die 500 m lange Asadang-Linie und die 800 m lange Rachawong-Linie verbanden jeweils die Hauptlinie mit Phak Klong Talat (am Ende der Gedächtnisbrücke) und dem Anleger der Fähre nach Rachawong. Eine weitere Linie fuhr innerhalb der Altstadtmauer. Bis zu den 1930ern waren noch Nebenlinien von der Silom Road nach Pratunam, von der Yodsae-Brücke über die Rama I Road nach Pratunam und vom Wat Lieb bei der Gedächtnisbrücke nach Nang Lern dazugekommen. Tagsüber fuhren die Bahnen alle vier Minuten, nachts etwas weniger häufig.

Wie die Kanalboote auch, erwies sich die Straßenbahn schließlich als zu langsam. Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete Nai Lert, ein ortsansässiger Unternehmer, zwei Buslinien ein und die Straßenbahn verlor an Beliebtheit. 1965 wurde die letzte Bahn außer Dienst gestellt, wenig später bedeckte Asphalt die Schienen.

—Dank an Valentine Egereff, der seine russische Heimat in den 1930ern verließ und Bangkok bis zu seinem Tod in den 1970ern zu seiner neuen Heimat machte.
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